Das Rätsel um eine Teetasse aus Hogwarts

hexe in exhibitionWie im Wochenbuch bereits zu lesen war, hat sich die Groschenhexe auf einem Kurzurlaub in den Niederlanden eine Harry Potter Ausstellung mit original Reqisiten, Kostümen und Bauteilen aus den Harry Potter Filmen angesehen. Wer sich nicht für die Zaubererwelt aus den Büchern von J. K. Rowling interessiert, darf jetzt wegklicken, alle Fans hingegen sollten weiterlesen.

Unter den vielen Ausstellungsstücken, welche nach Themenbereichen, Unterrichtsfächern, Personen oder z. B. Orten sortiert waren, war eine Vitrine, welche Gegenstände aus dem Wahrsagenraum von Professor Trelawney präsentierte. Klingt jetzt vielleicht nicht sooooo spannend, zumal wenn man an die Unterrichtsszenen selbst denkt und an die vor Langeweile dösenden Schüler.

WP_20170520_15_38_19_Pro Dem geübtem Potter-Fan-Auge fällt sofort die Tasse mit dem Grimm ins Auge, denn an die kann man sich zumeist noch erinnern, aber Grimm beiseite – schaut mal die Tasse rechts daneben an.
Weiße Tasse mit blauem Muster! Und? Macht es Klick? Nee? dejavu tasse

Als ich die Tasse in der Ausstellung sah, hatte ich sofort das Gefühl, sie schon einmal gesehen zu haben – ein Déjà-vu – und ich ging ganz nah an das Vitrinenglas, um sie mir näher anzusehen. Weiße Tasse, blaues Muster im asiatischen Stil… asiatisch … Moment mal!

IMG-20170522-WA0001Und da kam es mir: das war eine von den Reisschälchen, die zuhause in unserem Küchenschrank stehen. Billige Massenware, ich hatte davon mal vor ein paar Jahren eine handvoll im Internet gekauft. Aber an meiner Reisschale war doch kein Henkel? Ich kenne das Gewicht meiner Reisschälchen zuhause – so fein und leicht wie Teetassen sind die nicht, wie soll da so ein kleiner Henkel halten ohne abzubrechen?
Schlussfolgerung: Der Henkel ist nicht original. Nur angeklebt als „Deko“, um aus einem billigem Reisschälchen eine nette Teetasse zu machen.

hp tasse gifJetzt ist nur die Frage: Warum griffen sich die Filmemacher auf billige Reisschälchen zurück, wenn die Kinder im Wahrsagenunterricht doch Teetassen lesen sollten? Es wird doch wohl Teetassen am Set gegeben haben, oder nicht?

Zuhause in Deutschland wälzten wir eingefleischten Potterfans die Literatur und suchten nach Beweisfotos, auf denen eine „Reisschälchen-Tasse“ tatsächlich in Trelawneys Unterrichtszimmer zu sehen ist. In Frage kamen dafür nur die Szenen aus dem Film „Der Gefangene von Askaban“, in welchem auch die o.g. Tasse mit dem Grimm ihren Auftritt hat.

potterbuchUnd Tatsache: Im Buch „Harry Potter: Magical Places from the Films“ auf Seite 108 fanden wir ein Foto vom Wahrsagen-Klassenzimmer, auf dem ein dunkelhaariges Mädchen, welches direkt hinter Ron Weasley sitzt, diese Tasse auf dem Tisch vor sich stehen hat.
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WP_20170804_22_59_16_ProDanach sahen wir uns unsere DVD vom „Gefangene von Askaban“ an und stoppten die Wahrsagen-Unterrichts-Szenen fast sekündlich mit der Pause-Taste. Wir stutzten, in den Filmsequenzen hielt das Mädchen eine andere Tasse in der Hand. Warum?
Bei genaueren Beobachten stellten wir fest, dass auch andere Schüler erst eine Tasse halten und später eine andere. Fakt: Manche Darsteller haben in den späteren Szenen, wie jene auf dem Foto in dem Buch, andere Tassen als vorher. Einzig logische Erklärung: Die Tassen sind wohl kaputtgegangen.

Ein Filmdreh ist keine bierernste Angelegenheit, das weiß jeder, der sich schon einmal Outtakes eines Filmes angesehen hat. Versprecher, falsche Grimassen, Lachen, Lachanfälle, Ausrutschen oder Umstoßen von Gegenständen – am Set geht es gerade bei den ersten Drehversuchen einer Szene oft lustig zu.
Also vermuten wir: die Kinderdarsteller in dieser Szene haben schlichtweg einige der „guten Teetassen“ fallen gelassen, vor Lachen, Erschrecken oder aus Versehen.
Zum Glück hatten die zuständigen Menschen für die Requisiten einige Zusatztassen vor Ort (vermutlich ursprünglich für Hintergrunddeko) und weil bekanntlich überall gespart wird, waren
u.a. billige Massenproduktions-Reisschälchen mit Pseudohenkel deren Wahl.

Für diese Vermutung fanden wir auch noch einen kleinen Beweis im Hintergrund einer Filmszene: dort sieht man ein Regal, auf welchen zusätzliche Tassen zu sehen sind.

Schaut euch beim nächsten Filmabend mit „Harry Potter und der Gefangene von Askaban“ doch auch mal die Szenen genauer an oder wenn ihr euch etwas Potter-mäßiges ins Wohnzimmer stellen wollt: kauft euch eine billige Reisschale wie im Film (gibt es z.B. auf Ebay oder Amazon) und bastelt aus Knete, Ton o.ä. einen Henkel zum darankleben. So einfach lässt sich eine Harry-Potter-Filmrequisite für das heimische Wohnzimmer herstellen. ;)


P.S.: Falls irgendwann jemals ein Mensch diesen Artikel liest, der bei den Dreharbeiten dabei war o.ä. und meint: „Das war doch ganz anders!“ Wir freuen uns, wenn man uns die wahre Geschichte erzählt. Solange bleiben meine Ausführungen reinste Spekualtion. ;)