Erfahrungsbericht: Produkttests mit Kindern

Produkttests gibt es nicht nur für Erwachsene! Für manche Tests ist die Mithilfe und Meinung der Kleinen gefragt, denn auch Spielzeug, spezielle Lebensmittel oder Hygieneartikel oder andere Produkte für Kinder müssen getestet und verbessert werden.

Immer mehr Firmen entdecken, das auch die „kleinen Verbraucher“ Einfluss auf den Konsum haben und bei den vielen Produkten, die es heutzutage für Kinder gibt, ist es fast schon unerlässlich auch die Meinung und Erfahrungen von Kindern zu berücksichtigen. Denn wenn dem Kind etwas nicht gefällt, kaufen es die Eltern i.d.R. auch nicht – da hilft auch die beste Werbung nichts!

Produkttests mit Kindern sind also immer häufiger und laufen meist nicht ganz genauso ab, wie ein Produkttest mit Erwachsenen. Während ein erwachsener Produkttester sich selbst für einen Test anmeldet und bereit erklärt, nehmen bei Produkttests für Kinder i.d.R. die Eltern die Anmeldung vor. Ob das Kind also (vorher) weiß, dass es an einem Produkttest teilnehmen wird, hängt also davon ab, ob die Eltern ihm davon erzählen und es (bestensfalls) vor der Anmeldung fragen, ob es überhaupt möchte.

Während bei Spielzeugtests meist kein Kind sich weigert am Test teilzunehmen, kann es bei Produkttests von Essen, Getränken, Zahnpasta, Shampoos usw. vorkommen, das der Test schneller vorbei ist, als geplant! Ein Produkt, das ein Kind nicht innerhalb von Sekunden überzeugen kann, es zumindest auszuprobieren, ist also praktisch sofort bei diesem Tester „durchgefallen“.
Erfahrungsgemäß hat es keinen Sinn, das Kind zu etwas zwingen oder vehement überreden zu wollen, denn damit erreicht man meist sowieso nichts und das Testergebnis wird dadurch auch beeinflusst.

Hat man den kleinen „Tester“ allerdings überzeugt, kann der Spaß losgehen, denn Kinder testen die Produkte meist nicht so, wie Erwachsene es sich gedacht haben oder wie es der „Testablauf“ vom Hersteller eventuell vorsah.
Da werden Flüssigseifenverpackungen auf ihre Haltbarkeit überprüft (drei mal durchs Badezimmer geworfen und immernoch heil bedeutet offenbar bestanden), Getränke skeptisch beäugt und beschnüffelt, Zahnpasta erstmal gegessen und probiert, ob sie einem schmeckt, Aufbauanleitungen für Bausteine missachtet und die Steine kreativ zusammen gebaut…

Idealerweise geben Hersteller den „kleinen Produkttestern“ viel Freiraum beim Austesten ihrer Produkte und gestalten die Feedbackbefragung kindgerecht – also kurz, möglichst simple Fragen und einfache Antwortmöglichkeiten (besonders beliebt sind Smileys).
Müssen die Eltern das Feedback der Kinder an den Hersteller übermitteln, werden die Testberichte meist umfangreicher und detaillierter, haben aber einen Haken: es sind die Worte der Eltern, die versuchen die Eindrücke der Kinder wiederzugeben – also eher ein indirektes Feedback!
Meiner Erfahrung nach sind solche Testberichte aus Elternhand nicht immer das Spiegelbild der Kindermeinung, sondern drücken oftmals eher den persönlichen Eindruck der Eltern selbst wieder. Tester, welche die Erfahrungen der Kinder wortwörtlich wiedergeben, die Kinder zitieren bzw. selbst zu Wort kommen lassen sind seltener. Ihre Berichte klingen grob, kindlich, sind u.U. kurz und direkt, liefern aber zumeist die ehrlicheren und hilfreicheren Ergebnisse für den Hersteller.

Als Beispiele für Produkttests mit Kindern beschreibe ich im Folgenden zwei Tests zusammen mit meiner Tochter.

I. Der Lego® Junior Produkttest

Dieser Test wurde durchgeführt von der Plattform freundin Trend Lounge, auf der registrierte (erwachsene) Nutzer sich für den Test bewerben konnten.

Die Anmeldung
war einfach und es gab vom Testprodukt zwei Varianten zur Auswahl (jeweils eine für  Mädchen und eine für Jungen). Damit konnten die Eltern bereits Einfluss darauf nehmen, ob das Produkt dem Kind gefallen könnte oder nicht, denn nicht jeder Junge mag Feuerwehren und nicht jedes Mädchen steht auf Einkaufsläden.

Ich entschied mich für den Supermarkt mit pinker Verpackung (Koffer) und hoffte, das meine Tochter meine Entscheidung gut fand.
Am nächsten Tag erzählte ich ihr dann, das sie bald (mal wieder) etwas austesten darf – okay Begeisterung lößte das nicht aus – als ich aber dann sagte, WAS es zu testen geben wird, hüpfte sie durchs Zimmer!
Fazit zur Anmeldung: Das Kind freut sich auf den Produktest und offenbar ist die gewählte Variante die Richtige! Das geht gut los!

Als das Testprodukt eintraf,
wo war da der kleine Tester? Gerade im Kurzurlaub bei Oma und Opa und kriegte demnach nicht mit, wie ich zuhause das Paket öffnete und das heißersehnte Testobjekt herausholte.

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Tja Pech! Dafür freute sich der kleine Bruder!
Der durfte mit seinen 12 Monaten zwar nur die Verpackung angucken, aber hergeben wollte er sie nicht mehr freiwillig!

WP_20151029_14_25_40_ProNeben dem Legoset waren im Paket übrigends noch zwei Ausgaben der Zeitschrift Freundin und Prospekte über Lego® Junior zum Verteilen.

Das Auspacken des Legosets
übernahm dann zwei Tage später die große Schwester und war ganz euphorisch. Gleich nachdem der ganze Inhalt auf dem Fußboden ausgebreitet war, wollte sie den Supermarkt aufbauen.

Zum Glück hatte sie noch nicht die einzelnen Beutel mit Legosteinen aufgerissen, denn erst nach einem Blick in die Anleitung (und einem mahnenden Hinweis von mir) war ihr klar, dass die Legoteile vorsortiert waren, damit das Aufbauen leichter fällt.

Mit der Anleitung ging es sofort ans Aufbauen und das klappte ohne Hilfe wunderbar. Die Aufbauanleitung war einfach und für Kinder logisch und nicht zu kompliziert! SUPER! Da bin ich aus meiner eigenen Kindheit noch anderes gewohnt gewesen. Meine Mutter war damals total genervt, weil ich alle paar Minuten kam und um Hilfe bei meiner Legoburg bat.

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Bei diesem Mal konnte ich entspannt zusehen, wie der Supermarkt Gestalt annahm und von meiner Großen kamen nur die Worte: „Das ist so cool!“
Gestoppt habe ich die Zeit nicht, aber blitzschnell war das Legoset aufgebaut und wurde gleich bespielt!
Begeistert waren wir beide auch vom Koffer, denn Anleitung, Ersatzbausteine und Legoset konnten so schnell verstaut bzw. unfallfrei ins Kinderzimmer getragen werden.
Der 1. Tag mit dem Produkttestset im Einsatz: ein voller Erfolg!

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Das Spielen
mit dem Legoset war tagelang „in“, selbst der geliebte Playmobil-Zoo musste weichen, damit die Legofiguren in Ruhe shoppen gehen konnten! Egal wann man fragte oder wer, von meiner Tochter hörte man immer, dass das Legoset total „cool“ und „toll“ sei.
Nach ca. einer Woche hörte das intensive, tägliche Spielen damit auf und andere Spielsachen waren wieder beliebter. Der Koffer blieb mit dem Inhalt immer griffbereit im Zimmer stehen und der Supermarkt wurde nicht gleich wieder auseinander gebaut und die Teile mit anderen Sets gemischt, wie es normalerweise mit Legosets bei meiner Tochter passiert! Auch nach Wochen ist der Supermarkt immernoch heiß geliebt!

Das Feedback
zu diesem Produkttest, konnte man direkt im Blog der freundin Trend Lounge als Kommentar abgeben, Produktbewertungen und Kommentare extern in Sozialen Netzwerken, Bewertungsplattformen oder dem eigenen Blog vornehmen oder/und in der abschließenden Umfrage kundtun.
Einen Zwang zum Feedback abgeben oder Fristen (abgesehen vom geplanten Produkttestende) gab es nicht. Die Fragen und die Blogseite waren aber darauf ausgelegt, dass das Feedback durch die Erwachsenen erfolgt. Fragen direkt an die Kinder wurden nicht gestellt!
Dafür lasse ich meine Tochter hier zu Wort kommen:
„Ich fand diesen Produkttest echt toll! Und das, was ich am meisten mochte, war das Essen, das so gut ausgesehen hat. Es war ganz leicht das aufzubauen und ich find’s jetzt immer noch toll! Ich habe diese Essenskörbe nicht außen danebengestellt, sondern innen in den Laden reingebaut. Das war’s!“

II. Das Elmex Junior Zahnpflege-Themenpaket (6-12 Jahre)

Dieser Produkttest wurde über das „Glückskind“-Programm (Vorteilsprogramm für Familien mit Kindern) von dm (Drogeriemarktkette) durchgeführt und ausgewertet.

Die Anmeldung
war über die Webseite von „Glückskind“ für registrierte Programmteilnehmer möglich. Mit wenigen Klicks und Angaben konnte man sich einfach und schnell für eines der 500 Themenpakete bewerben.
Da die Anmeldung zum Produkttest durch die Eltern erfolgte, wussten viele Kinder bestimmt zunächst nichts davon, dass sie bald vielleicht etwas austesten würden. Mein Kind erfuhr von seinem „Glück“ auch erst, als das Paket ankam.

Als das Testprodukt eintraf,
freute ich mich erst einmal sehr, da ich bis dahin nicht wusste, dass ich als einer der 500 Tester ausgewählt wurde. Das Paket enthielt eine Zahnbürste, Mundspülung und Zahnpasta von elmex Junior, sowie Informationsmaterial zur Zahnpflege & zum Wechsel vom Milchzahngebiss zu den bleibenden Zähnen.
Am Nachmittag nach der Schule erfuhr dann auch meine Tochter von dem Produkttest und war, wie erwartet, nicht gerade begeistert – Zähneputzen kann sie schlichtweg nicht ausstehen!
Am Abend wurde dann die alte Zahnbürste gegen die elmex Junior Zahnbürste ausgetauscht und die elmex Zahnpasta daneben gelegt, ebenso kam die Zahnspülung neben den Zahnputzbecher.

Das Austesten
begann nach dem Abendbrot mit einer kurzen Diskussion, warum plötzlich andere Zahnpasta und Zahnbürste im Bad standen und wozu diese Mundspülung gut sein solle.
Ich muss überzeugend gewesen sein, denn letztendlich war die elmex Junior Zahnpasta auf der elmex Junior Zahnbürste und im Kindermund. Der Minzegeschmack wurde zunächst von meiner Tochter bekrittelt und als zu stark empfunden, sie putzte aber die Zähne trotzdem zuende und ich übernahm das Nachputzen. Die Zahnbürste (hat u.a. spezielle X-Borsten) reinigte dabei recht gut und ließ sich gut halten. Nach dem Putzen sollte eigentlich die Mundspülung getestet werden, doch mein Kind weigerte sich strikt „das Zeug“ zu nehmen. Mit einem „vielleicht probierst du es mal morgen“ konnte ich zunächst die Wogen glätten.
Am folgenden Tag leistete ich abends erneut Überzeugungsarbeit und erklärte meiner Tochter zunächst, wozu eine Mundspülung gut sei und meinte zudem, dass man damit auch etwas gegen Mundgeruch tun könne. Damit hatte ich dann meine Tochter überzeugt, denn Mundgeruch findet sie (bei anderen Menschen) total eckelig. Als sie allerdings die Mundspülung im Mund hatte, missfiel ihr der starke Minzgeschmack derartig stark, dass jedes weitere Austesten der Mundspülung unmöglich wurde. Da halfen auch gute Argumente nicht, denn sie blieb bei ihrer Meinung: „Das schmeckt eckelig, das nehm‘ ich nicht nochmal!“
Zahnbürste und Zahnpasta hingegen wurden problemlos und intensiv weitergetestet. Die Mundspülung steht bis heute (1/2 Jahr später) neben dem Zahnputzbecher und wartet auf ihren Einsatz.

Das Feedback
erfolgte an das „Glückskind“-Programm über eine sehr kurze Online-Umfrage. Dabei lag der Fokus der Fragen darauf, ob das Themenpaket hilfreiche Informationen geliefert habe und man die Marke (weiter)empfehlen würde. Es gab aber auch ein Kommentarfeld, bei dem alle zusätzlichen Gedanken, Erlebnisse, Eindrücke oder Testergebnisse notieren konnte. In diesem Feld konnte man demnach auch die Meinung des Testkindes zu den Produkten übermitteln.
Einen Zwang zur Feedbackabgabe oder zum Austesten aller drei Produkte gab es nicht, allerdings lag beim Feedback das Augenmerk auf dem Eindruck der Eltern vom Testpaket und nicht auf der Meinung der Kinder.

FAZIT BEIDER PRODUKTESTS:

Produkte testen mit Kindern klappt nur, wenn diese auch „mitspielen“, was manchmal gelingt und manchmal einfach nicht. Das hängt u.a. auch von den Testprodukten ab, denn wenn diese missfallen, sind sie schlichtweg durchgefallen.
Die Meinung der Testkinder wird aber, wie bei diesen beiden Tests ersichtlich ist, nicht direkt erfragt, sondern eher über den Eindruck der Eltern vermittelt und gänzlich außen vor gelassen. Vielleicht sollten Produkttest-Anbieter und Testprodukt-Hersteller mehr den Kontakt zu den direkten Testern suchen und zumindest ein oder zwei Fragen direkt an die Kinder richten (vielleicht mit freiwilliger Beantwortung und ggf. mit auswählbaren, vorgegebenen Antwortmöglichkeiten). Damit wären die Ergenisse noch aussagekräftiger und u.U. hilfreicher für Verbesserungen.