Drei Weihnachtsgedichte von der Groschenhexe

Geschenkejagd

Zur Weihnachtszeit wird viel geschenkt,
weil jeder an den and’ren denkt.

Für Mama, Papa, Tochter, Sohn
verprasst man schnell den halben Lohn.

Man kommt vom Shoppen müd‘ und schlapp,
die Tüten voll, das Geld ist aus.

Wenn dann doch noch Geschenke fehlen,
geht man fix in die Stadt zum Klauen.

In den Geschäften schaut man dann,
was man kleptomanisch kaufen muss.

Die Vase für die Frau Mama,
den Alkohol für Herrn Molaire.

Am Weinregal greift man die Flasche
und lässt sie gleiten in die Tüte.

Und denkt man dann, es hat geklappt,
wird man auf frischer Tat erwischt.

Eva Liesenberg


Für euch alle, die in der Weihnachtszeit ganz besonders die Menschen vermissen,
die nicht mehr bei uns sind.

Mein Engel

Schon immer war Weihnachten für dich
die allerschönste Zeit im Jahr,
umgeben von gold’nem Kerzenlicht,
umringt von einer Engelschar.

Dein Lächeln, dein Singen und Scherzen,
hat viele Kinder glücklich gemacht.
Mit Freundschaft und Liebe im Herzen
hast du Menschen mit Freude bedacht.

Beschwingt singe ich Weihnachtslieder
und freu‘ mich, denn wir seh’n uns wieder
dereinst im himmlischen Gedrängel.
Bis dann, leb wohl, mein Weihnachtsengel!

© Eva Liesenberg                     Für Ingeborg Bär †


Weihnachtsmorgen

Tausend Formen einer Farbe
schweben herab vom blauen Zelt.
Jede Einzelne einzigartig
rieseln sie lautlos auf die Welt.

Wasser aus Himmels Tiefkühltruhe
glitzert im Licht irdener Lichter.
Landet sacht auf Berge, Täler,
Häuser, Bäume und Gesichter.

Kalt und kälter und doch willkommen,
jeder lächelt, wenn er fällt.
Im weißen Pelz gefällt sie uns
gleich mal so viel, unsere Welt.

Gut und Böse gleichermaßen
wird schimmernd, glänzend eingedeckt.
Und ich schwimm‘ in Weihnachtsfreude
bis mich die schlimme Wahrheit weckt.

Ich schlage meine Augen auf,
geh‘ zum Fenster und ich seh':
trübes Matschepampen-Wetter.
Weihnachtsmorgen ohne Schnee.

© Eva Liesenberg